Verkehrsunfallstatistik 2020 der Polizeidirektion Hannover

HANNOVER (ots). Ein erheblicher Rückgang der Verkehrsunfallzahlen, die Anzahl der Verkehrstoten stagniert auf dem historisch niedrigen Niveau des Vorjahres, ein Rückgang der bei Verkehrsunfällen verletzten Personen; dies sind die positiven Entwicklungen der Verkehrsunfallstatistik des Jahres 2020 der Polizeidirektion Hannover. Dem gegenüber steht eine steigende Anzahl von Verkehrsunfällen im Radverkehr.

„Die Auswirkungen der seit vergangenem Jahr anhaltenden Covid-19-Pandemie sind auch im Bereich der Verkehrssicherheit spürbar. So waren und sind eine Vielzahl von Menschen in der Region Hannover aufgrund angepasster Arbeitsbedingungen wie zum Beispiel der Möglichkeit, von Zuhause zu arbeiten, weniger auf ihre Mobilität angewiesen. Dies wirkt sich auch auf den Straßenverkehr aus und begründet zum Teil die gesunkenen Gesamtunfallzahlen. Trotz dieser sinkenden Zahlen setzt die Polizeidirektion Hannover weiter auf strategische Unfallprävention um die Bürgerinnen und Bürger über Gefahren und die sichere Teilnahme am Straßenverkehr aufzuklären“, sagt Polizeidirektor Andreas Dessau.

Gesamtunfallzahlen

Mittlerweile das dritte Jahr in Folge konnte die Polizeidirektion Hannover sinkende Gesamtunfallzahlen präsentieren. Mit 31.958 (2019: 36.381) Verkehrsunfällen war ein erheblicher Rückgang zum Vorjahr festzustellen (- 12,9%).

Verkehrstote

Im Jahr 2020 registrierte die Polizeidirektion Hannover 35 Verkehrstote (2019: 34). Diese 35 Personen kamen bei ebenso vielen Verkehrsunfällen (2019: 33) ums Leben. Infolge der Ermittlungen des Verkehrsunfalldienstes konnten das Missachten der Vorfahrt (4 Unfälle), mangelnder Sicherheitsabstand (4 Unfälle), Fehler beim Überholen (3 Unfälle) und nicht angepasste Geschwindigkeit (3 Unfälle) als Hauptunfallursachen ausgemacht werden. Erfreulich ist, dass im Jahr 2020 kein Verursachender unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen stand oder übermüdet war.

Bei der Betrachtung der Verkehrstoten nach ihrer Verkehrsbeteiligung zeigt sich ein leichter Anstieg bei den getöteten Fahrradfahrenden (2020: 8, 2019: 7) und Kraftradfahrenden (2020: 2, 2019:1). Zu den Fahrradfahrenden werden auch Nutzerinnen und Nutzer von Pedelecs gezählt. Von diesen verunglückten vorheriges Jahr 4 bei Verkehrsunfällen tödlich (2019: 1). Einen leichten Rückgang gab es bei Personen, die am Steuer oder als Mitfahrende eines Pkw (2020: 18, 2019: 19) oder eines Lkw (2020:3, 2019: 4) getötet wurden. Die Zahl der tödlich verunglückten Fußgängerinnen und Fußgänger blieb gleich (2020: 3, 2019: 3).

Die regionale Verteilung der Verkehrstoten stellt sich ähnlich wie im Vorjahr dar. Im Bereich der Landeshauptstadt Hannover kamen 7 Personen ums Leben (2019:7), im Umland 21 (2019: 21). Auf den zur Polizeidirektion Hannover gehörenden Bundesautobahnen verstarb in Folge eines Verkehrsunfalls eine Person mehr als im Vorjahr (2020: 7, 2019: 6).

Polizeidirektor Andreas Dessau dazu: „Hinter jedem Verkehrsunfall mit tödlichen Folgen verbirgt sich ein menschliches Schicksal, welches mit einer enormen Tragik und einem schmerzlichen Verlust einhergeht. Das zum Vorjahr gleichbleibende und damit niedrige Niveau der Verkehrsunfalltoten ist ein zunächst erfreulicher Trend, allerdings ist jeder bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommene Mensch einer zu viel. Besonders die Hauptunfallursachen und die Personengruppen, bei denen statistisch ein erhöhtes Risiko besteht, im Straßenverkehrs zu schaden zu kommen, werden strategisch untersucht. Die daraus resultierenden Ergebnisse fließen in hohem Maß in die Ausrichtung der Verkehrssicherheitsarbeit der Polizeidirektion Hannover ein. Unser nachhaltiges Ziel bleibt es, die Statistik der Verkehrsunfalltoten dauerhaft zu senken.“

Schwer- und Leichtverletzte

Bei den durch Verkehrsunfälle schwer verletzten Personen kann die Polizeidirektion Hannover einen Rückgang im Vergleich zu 2019 verzeichnen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 547 Personen schwer verletzt (2019: 557).

Die Anzahl der Leichtverletzten liegt mit 5.240 auf einem Tiefststand im Zehnjahresvergleich (2019: 5.444).

In der Summe wurden 5.787 Personen (2019: 6.001) in Folge eines Verkehrsunfalls verletzt. Dies stellt einen Rückgang um 3,57% (-214) dar. Damit setzte sich die positive Entwicklung des Vorjahres fort.

Risikogruppen

Die Polizeidirektion Hannover legt im Rahmen ihrer Verkehrssicherheitsarbeit einen besonderen Fokus auf die sogenannten Risikogruppen. Dazu zählen die Altersgruppen der Kinder (0 – 14 Jahre), der jungen Erwachsenen (18 – 24 Jahre) und der Seniorinnen und Senioren (ab 65 Jahre). Außerdem werden Radfahrinnen und Radfahrer als Risikogruppe eingestuft. Dabei wird der stetig zunehmenden Zahl der Radfahrenden, aber auch deren hohes Verletzungsrisiko bei einem Verkehrsunfall Rechnung getragen.

Im Jahr 2020 wurden 403 (2019: 382) Kinder bei Verkehrsunfällen verletzt oder getötet. Davon erlitten 365 (2019: 348) Kinder leichte und 37 (2019: 33) Kinder schwere Verletzungen. Wie auch in den vergangenen beiden Jahren wurde ein Kind durch einen Verkehrsunfall getötet. Siebzig Kinder verunglückten 2020 auf dem Schulweg (2019: 88). Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der verunglückten Kinder (Summe aus leicht, schwer und tödlich verletzten Kindern) zwar leicht gestiegen, liegt aber noch auf dem Niveau des Vorjahres. Im Fünfjahresvergleich zeigt sich ein Rückgang um 13,1 % (von 461 auf 403).

Die Anzahl der 2020 durch Verkehrsunfälle verletzten oder getöteten jungen Erwachsenen ist auf 800 (2019: 826) gesunken. Davon wurden 747 (2019: 772) leicht und 51 (2019: 49) schwer verletzt. Zwei Menschen zwischen 18 und 24 Jahren wurden 2020 bei einem Verkehrsunfall getötet. Damit wurde die Anzahl zum Vorjahr mehr als halbiert (2019: 5). Insgesamt weist der Fünfjahresvergleich eine positive Bilanz auf. Seit 2016 sind 132 junge Erwachsene (- 14,2 %) weniger verunglückt (Summe aus leicht, schwer und tödlich verletzten Personen).

In der Risikogruppe der Seniorinnen und Senioren kamen vergangenes Jahr 855 (2019: 861) Personen zu Schaden. Diese Risikogruppe zählte 703 Leichtverletzte (2019: 693) und 142 Schwerverletzte (2019:158). Zehn Seniorinnen und Senioren kamen 2020 bei Verkehrsunfällen ums Leben (2019: 10). Im Vergleich zum Höchststand von 915 Verunglückten im Jahr 2018 kann ein Rückgang um 6,6 % (-60) festgestellt werden.

Im Jahr 2020 verunfallten 2.217 Radfahrende und wurden dabei verletzt oder getötet (2019: 1.782). Die Anzahl der Leichtverletzten belief sich auf 1.948 (2019: 1.571), die der Schwerverletzten auf 261 (2019: 204). Acht Radfahrende kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben (2019: 7). Im Fünfjahresvergleich ist ein Anstieg von 29,6 % (+506) an verunglückten Radfahrenden zu verzeichnen. Insgesamt 329 (2019: 205) Pedelecfahrende, die im Rahmen der Verkehrsstatistik zum Radverkehr gezählt werden, verunglückten im vergangenen Jahr. Vier Pedelecfahrende wurden 2020 bei Verkehrsunfällen getötet (2019: 1), 56 wurden schwer (2019: 33) und 269 leicht verletzt (2019: 171). Die Anzahl der verunglückten Pedelecfahrenden stieg in den vergangenen fünf Jahren um 321,8 % (+251). Dies resultiert aus einer deutlich höheren Teilnahme von Radfahrenden am Straßenverkehr. Automatisierte Zählstellen der Großstädte Berlin (+ 26%), München (+ 20%) und Paris (+ 30%) melden für den Monat Juni signifikante Steigerungsraten im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die dargestellten Zahlen veranschaulichen, warum gerade diese Personen diesen Personen ein erhöhtes Risiko, im Straßenverkehr zu Schaden zu kommen, zugerechnet wird. Dementsprechend verfolgt die Polizeidirektion Hannover in ihrem Konzept zur Unfallprävention auf diese Personengruppen zugeschnittene Maßnahmen zur Unfallverhütung.

„Gerade am Beispiel der Radfahrenden freut es mich auf die Funktionalität und Wichtigkeit der neu gegründeten Fahrradstaffel der Polizeidirektion Hannover verweisen zu können. Die Kolleginnen und Kollegen wurden nicht nur speziell auf die kritischen Situationen für Radfahrende geschult, sondern können diese Punkte auch durch ihren täglichen Dienst auf dem Rad nachempfinden und umfassende Prävention betreiben“, erläutert Verkehrsdezernent Nils Weber.

Verkehrsunfälle mit E-Scootern

Insgesamt 74 E-Scooter-Fahrende verunglückten im Jahr 2020 im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Hannover. Davon wurden 67 Personen leicht und 4 Personen schwer verletzt. Im vergangenen Jahr wurde kein E-Scooter-Fahrender bei einem Verkehrsunfall getötet. Ein Vergleich zum Vorjahr lässt sich aufgrund dieser noch verhältnismäßig neuen Mobilitätsform (die Elektrokleinstfahrzeugverordnung trat zum 15.06.2019 in Kraft) nur sehr eingeschränkt vornehmen.

Verkehrsunfälle mit Stadtbahnen

Aufgrund der im Bereich der Landeshauptstadt Hannover und der Region zahlreich verkehrenden Straßenbahnen werden auch Unfälle unter Beteiligung dieser gesondert erhoben. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Polizeidirektion Hannover mit 91 Verkehrsunfällen unter Beteiligung einer Straßenbahn (2019: 122) einen deutlichen Rückgang dieser Unfälle. Dabei wurden 33 Verkehrsunfälle mit leichtem Personenschaden (2019: 51), 8 Verkehrsunfälle mit schwerem Personenschaden (2019: 15) und 1 Verkehrsunfall mit tödlichem Personenschaden (2019: 1) polizeilich erfasst.

Verkehrsstraftaten – Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort / Verkehrsunfallflucht

Im Jahr 2020 wurden bei der Polizeidirektion Hannover 9.133 (sogenannte) Verkehrsunfallfluchten angezeigt (2019: 10.501). Nach den kontinuierlich ansteigenden Zahlen der Vorjahre konnte im Jahr 2020 ein Rückgang um 1.368 Strafverfahren (-13%) festgestellt werden. Die Aufklärungsquote liegt mit 41,83 % (2019: 42,50 %) auf dem Niveau des Vorjahres.

„Trotz der sinkenden Zahlen weise ich nochmals darauf hin, dass es sich beim unerlaubten Entfernen vom Unfallort um keine Bagatelle handelt. Zwar mag in manchen Fällen der tatsächliche Schaden vergleichsweise gering sein, das Nicht-Melden eines verursachten Verkehrsunfalls stellt jedoch eine Straftat dar und wird konsequent durch die Polizeidirektion Hannover verfolgt. Ich appelliere nicht nur im Sinne der angedrohten Strafen an die Verursachende von Verkehrsunfällen vor Ort zu bleiben. Überdies gehört es zum gesellschaftlich adäquaten Verhalten, verursachte Schäden zu melden und zu regulieren und Geschädigte nicht auf den Kosten sitzen zu lassen. Ebenso weise ich Zeuginnen und Zeugen von Unfallfluchten darauf hin, wie elementar ihre Angaben bei der Aufklärung von Straftaten sein können“, sagt Andreas Dessau.

Verkehrsunfallprävention

Die PD Hannover setzt im Rahmen der Verkehrsunfallprävention einen deutlichen Schwerpunkt auf die Risikogruppen Kinder, Seniorinnen und Senioren und Radfahrende, einschließlich der Nutzerinnen und Nutzern von Pedelecs. Speziell geschulte Verkehrssicherheitsberaterinnen und -berater sowie Kontaktbeamtinnen und -beamte haben im vergangenen Jahr 3.679 gezielte Präventionsveranstaltungen (2019: 5.542) für Kinder und Jugendliche angeboten. In diesem Zusammenhang haben sie Schulwegüberwachungen, Radfahrausbildungen, Verkehrserziehung und Elternabende durchgeführt.

Bei der Risikogruppe der Seniorinnen und Senioren konnte die Polizei leider nur 57 Präventionsveranstaltungen (2019: 554) anbieten. Dabei wurde über die Themen Radfahren, Verhalten in Bus und Bahn, Sichtbarkeit in der Dunkelheit und „Fit im Auto“ informiert.

Die PD Hannover bietet für Pedelecfahrende das Präventionsprojekt „Pedelec fahren – aber sicher!“ an. Durch ein gezieltes Training sollen sich Anfänger sicher mit einem Pedelec im Straßenverkehr bewegen können. Leider konnten bedingt durch die Corona-Pandemie im Jahr 2020 nur wenige der Trainings durchgeführt werden.

Für das Jahr 2021 ist eine deutliche Erhöhung des Präventionsangebotes vorgesehen, wobei die Auswirkungen der Corona-Pandemie erneut zu Einschränkungen und Absagen führen können.

„Sinkende Gesamtunfallzahlen sind ein erfreuliches Ergebnis, bewegen uns aber nicht dazu, uns darauf auszuruhen. Wir werden die Verkehrsunfallprävention weiterhin strategisch in Richtung der Risikogruppen und Hauptunfallursachen ausrichten, um den Abwärtstrend beizubehalten und Nutzenden jüngerer Mobilitätsformen wie dem Pedelec oder dem E-Scooter ebenso als Dienstleister zur Seite zu stehen wie zum Beispiel Autofahrenden. Ziel ist es, die Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden von Beginn der Teilnahme am Straßenverkehr an zu verbessern“, sagt Nils Weber.

Verkehrsüberwachung

Neben der Verkehrsunfallprävention stellt die Verfolgung von im Straßenverkehr begangenen Ordnungswidrigkeiten und Straftaten die zweite wichtige Säule der Verkehrssicherheitsarbeit dar. Dabei zielt die Polizei Hannover nicht nur auf das Einleiten von Straf- und Ordnungswidrigkeitenverfahren ab, sondern mahnt das Fehlverhalten unmittelbar nach Feststellen an und versucht eine Verhaltensänderung bei Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern hervorzurufen.

Im Jahr 2020 wurden durch die Polizeibeamtinnen und -beamten der Polizeidirektion Hannover 1.836 Fahrten unter dem Einfluss von Alkohol, ohne dass es zu einem Verkehrsunfall kam, festgestellt und verfolgt (2019: 1.871). Die festgestellten Fahrten ohne Verkehrsunfall unter dem Einfluss von Drogen und anderer berauschender Mittel beliefen sich auf 1.173 Fälle (2019: 1.275). Insgesamt 6.973 Fahrzeugführende wurden bei der widerrechtlichen Nutzung von Mobiltelefonen und anderen elektronischen Geräten festgestellt (2019: 8.833). Bei durchgeführten Geschwindigkeitsmessungen wurden 29.412 Verstöße gegen die vorgeschriebene Geschwindigkeit festgestellt (2019: 26.288). Davon wurden 11.301 Verwarngelder erhoben, 18.111 Verstöße waren mit einem Bußgeld bewährt.

„Das Vermeiden von Verkehrsunfällen durch Präventionsangebote der Polizei steht im Rahmen der Verkehrssicherheitsarbeit an oberster Stelle. Unser Augenmerk richtet sich aber auch auf die Verkehrsüberwachung. Durch das Aufmerksammachen auf Fehlverhalten im Straßenverkehr wird versucht, die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer zu einer Verhaltensänderung zu bewegen und so mögliche Gefahrenquellen auszuräumen. In letzter Konsequenz bedeutet dies auch, temporär oder gänzlich zur Teilnahme am Straßenverkehr ungeeigneten Personen das Führen von Kraftfahrzeugen zu untersagen. Schwerpunkte werden dabei weiterhin auf die zum Nachteil der Risikogruppen verübte sowie auch durch Angehörige der Risikogruppen begangene Verfehlungen gelegt. Teils in Zusammenhang, aber teils auch losgelöst von den Risikogruppen wird das Fehlverhalten in Hinblick auf die Hauptunfallursachen untersucht, festgestellt, geahndet und nachbereitet.“, äußert sich Andreas Dessau.

Abschließend blickt die Polizeidirektion Hannover auf erfreulicherweise sinkende Gesamtunfallzahlen für das Jahr 2020 zurück. Wir sind bemüht, diesen Trend auch für das kommende Jahr beizubehalten. Die für den jeweiligen Bereich eingesetzten Beamtinnen und Beamten werden – sofern es die anhaltende Pandemie zulässt – das Präventionsangebot in Menge und Vielfalt erhöhen und die Verkehrsüberwachung strategisch ausgerichtet fortführen.

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