Stadtfriedhof Engesohde

HANNOVER (PM). Den Stadtfriedhof Engesohde aus neuen Blickwinkeln erleben. Das ist am kommenden Sonntag (18. September), dem bundesweiten Tag des Friedhofs, möglich. Friedhofsverwaltung, Steinmetzbetriebe, Bestattungsinstitute und Gärtner*innen der städtischen Friedhöfe zeigen ihre Arbeit zum Beispiel mit Mustergräbern, der lebendigen Werkstatt der Steinmetze oder dem Schaubaggern.

Beim Mitmach-Angebot für Kinder und aktive Erwachsene kommen Maschinen und Geräte zum Einsatz, die zum beruflichen Alltag auf Friedhöfen gehören. Wer schwindelfrei ist, kann vom Hubsteiger das weitläufige Gelände des Friedhofs und die Silhouette der Stadt aus bis zu 35 Metern Höhe betrachten. Der Tag des Friedhofs steht in diesem Jahr unter dem Motto: „in Gedenken – in Gedanken“.

Die Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften, die ebenfalls an der Organisation des Tag des Friedhofs mitgewirkt haben, bieten Beratung zu Patient*innenverfügung und Vorsorgemöglichkeiten. Ehrenamtliche des BUND-Fledermauszentrums Hannover informieren rund um das Leben von Fledermäusen, die den Friedhof als Wohn- und Jagdquartier nutzen. Die Imkerin Petra-Christine Bauke stellt ihren Beruf vor, verkauft Honig und bietet Führungen zu ihren Bienenvölkern an.

Wirtschafts- und Umweltdezernentin Anja Ritschel eröffnet die Veranstaltung um 11 Uhr. Anschließend veranstaltet das Haus der Religionen eine interreligiöse Gedenkfeier.

Verschiedene Führungen informieren über die Geschichte und Besonderheiten des Friedhofs, geben Einblicke in sonst verschlossene Mausoleen und nehmen die Gäste mit zu Grabstätten von besonderen Persönlichkeiten. Zum kulturellen Angebot gehört um 12.30 Uhr ein Konzert mit Mandoline und Gitarre. Um 15 Uhr bieten drei Schriftsteller*innen einen mal ernsten, mal heiteren oder augenzwinkernden literarischen Spaziergang an. Ein alter Brauch der Steinmetzinnung wird am Tag des Friedhofs gepflegt, damit er nicht in Vergessenheit gerät: Um 16 Uhr wird der „Bernhard“, ein verhauenes Grabmal, beigesetzt. Mit einer heiteren Lesung an der Grabstätte von Kurt Schwitters um 17 Uhr endet das Programm.

Das vollständige Programm liegt als Flyer in den Friedhofsbüros, Bibliotheken, Freizeitheimen und Bürgerämtern aus. Das steht zudem im Internet unter www.friedhöfe-hannover.de zum Herunterladen bereit.

Informationen zu den Mausoleen:

Grabstätte Rühling (Abteilung 1, Nummer 81 (circa 4 mal 4 Meter):

  • Gustav Rühling (Architekt), Mausoleum gebaut 1905 von Architekten Riesling und Rühling. In seinem Testament war geregelt, dass 6000 Mark zum dauernden Erhalt der Grabstätte angelegt werden sollen. Bei Zinsgewinnen sollten diese zu je der Hälfte an die Friedhofsmitarbeiter*innen und Verwaltung verteilt werden.
  • Seit 1976 in der Verantwortung der Stadt, außer Dienst gestellt seit 1981.
  • Aufwendige Sanierungen durch die Landeshauptstadt Hannover, zum Beispiel eine Dachsanierung im Jahr 1992 für rund 50.000 D-Mark.
  • Beisetzungen: Dorothea Rühling (Ehefrau, gestorben 31.08.1905), Gustav Rühling (gestorben 19.01.1914), Christian Rühling (Leutnant der Reserve, gestorben 16.02.1916).

Die Decke der Grabstätte Rühling © Matthias Falk

Grabstätte von Cölln (Pavillon Nord, circa 56 Quadratmeter):

  • Georg von Cölln (geboren: 09.05.1837 Bevensen, gestorben: 06.03.1908 Hannover)
  • Georg von Cölln, Sohn eines Kaufmanns und Gutsbesitzers, Realgymnasium Lüneburg.
  • Lehre in Winsen/Luhe, Handlungsgehilfe in Hamburg
  • 1860 Eintritt in die 1808 gegründete Eisenwarenhandlung von Franz Juncken & Co. in Hannover. Er führte die Firma ab 1872, ab 1877 unter seinem Namen „Georg von Cölln Eisenwarenhandlung“. Eine der angesehensten und rührigsten hannoverschen Unternehmen.
  • Zahlreiche Ehrenämter, Aufsichtsrat mehrerer Firmen, Kommerzienrat, Handelskammerpräsident von 1895-1900.
  • Die Firma wurde über Deutschlands Grenzen hinweg bekannt. Stahlkonstruktionen jeglicher Art, Bahnbedarf, Hoch- und Brückenbau. Nach dem Tod von Cöllns wurde 1912 aus der Eisenhandlung eine GmbH unter Beteiligung der Krupp AG. 1926 Übernahme ab 1965 Friedrich Krupp, Eisenhandel bis 1977.
  • Erste Beisetzung 1872 letzte Beisetzung 1981; Rückgabe an die Stadt 1988
  • Georg-von-Cölln-Haus (gegenüber der Marktkirche): Bürogebäude mit rückwärtigem Lager der ehemaligen Eisenwarenhandlung, Am Markt 8, circa 1911 Architekt Rudolf Friedrich, plastische Schmuckelemente: Bildhauer Ludwig Vierthaler (dessen Grabstätte als bedeutende Grabstätte gewidmet werden soll); ab 1982 Landtag und Landesmuseum, „forum am Markt“ bis 2007. 2014 bis 17 provisorisches Parlamentsgebäude des Niedersächsischen Landtags.
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