Niedersachsen stärkt Prävention gegen häusliche Gewalt: Experten tauschen sich aus
Polizeiliche Kriminalstatistik zeigt alarmierende Zahlen: LKA-Symposium setzt Zeichen für Veränderung
HANNOVER (redu). Häusliche Gewalt bleibt ein gravierendes Problem in Niedersachsen. Auf dem 15. LKA-Symposium in Hannover diskutierten heute rund 120 Experten über Präventionsmaßnahmen und den Schutz von Frauen.
In Niedersachsen erleben täglich 48 Frauen häusliche Gewalt, wie die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2023 belegt. Diese erschreckende Zahl verdeutlicht, dass das eigene Zuhause für viele Frauen der gefährlichste Ort ist. Um Lösungen und Präventionsstrategien zu erarbeiten, fand heute das 15. LKA-Symposium „Gewalt gegen Frauen – Schutz durch Prävention in Niedersachsen“ im Alten Rathaus in Hannover statt. Rund 120 Expertinnen und Experten aus verschiedenen Disziplinen nahmen daran teil.
Die Niedersächsische Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, eröffnete die Veranstaltung mit einem klaren Statement: „Gewalt hat in unserer Gesellschaft rein gar nichts zu suchen! Die Bekämpfung von Gewalt ist eines der ganz zentralen Anliegen unserer Sicherheitsbehörden.“ Sie betonte, dass häusliche Gewalt ein gesamtgesellschaftliches Problem sei und keine Privatsache. Es sei wichtig, aufmerksam zu sein und Hilfsbereitschaft zu zeigen.
Prof. Dr. Monika Schröttle vom Institut für empirische Soziologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, wies in ihrem Vortrag darauf hin, dass Frauen am häufigsten mit Personen aus ihrem unmittelbaren Umfeld über erlebte Gewalt sprechen. Gewalt könne in verschiedenen, oft schwer erkennbaren Formen auftreten. Dr. Susanne Kaiser, Journalistin und Beraterin, ergänzte, dass digitale Umgebungen, psychologische Manipulationen und emotionaler Missbrauch ebenfalls Formen der Gewalt darstellen, die weniger sichtbar, aber genauso verheerend sind.
LKA-Präsident Friedo de Vries hob hervor, dass Gewalt in Partnerschaften eine Straftat sei und keine Privatsache: „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Opfer von häuslicher Gewalt wissen, dass sie nicht allein sind und Unterstützung und Hilfe verfügbar sind.“ Die wissenschaftliche Herangehensweise des Symposiums ermögliche eine umfassende Betrachtung der häuslichen Gewalt und die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen.
Regierungsoberrat Tim Juraske vom LKA Niedersachsen ging in seinem Vortrag auf Femizide ein. Er verwies auf Spanien, wo ein 2005 eingeführtes Gesetz signifikante Verbesserungen im Opferschutz und der Prävention bewirkte.
Parallel zum Symposium wurde die Wanderausstellung „HerzSchlag – wenn aus Liebe Gewalt wird“ vorgestellt, für die Ministerin Behrens die Schirmherrschaft übernommen hat. Diese Ausstellung zeigt die verschiedenen Formen und Folgen von Partnerschaftsgewalt und bietet auch interaktive Informationsangebote online an.
Das LKA-Symposium ist der Höhepunkt der „Woche gegen häusliche Gewalt“ des LKA Niedersachsen, die auf Social-Media-Plattformen sensibilisieren soll. Die Kampagne endet morgen.