Innenminister Pistorius besucht Polizeiakademie Niedersachsen
NIENBURG (PM). Am Donnerstag (22.10.2020) hat der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, die Polizeiakademie Niedersachsen in Nienburg besucht. Dabei verschaffte sich Pistorius unter anderem Einblicke in das Abwehr- und Zugriffstraining unter Corona-Bedingungen und nahm an einer Vorlesung der Studierenden zum Thema „Erlebniswelt Demokratie“ teil. Außerdem erläuterten Dr. Dirk Göttingen und Dr. Martin Mauri dem Minister eingehend das Bildungskonzept „Polizeischutz für die Demokratie“.
Anschließend kamen der Minister und die Studierenden in einen direkten Austausch. Dabei wurden verschiedene Themen angesprochen und lebhaft diskutiert. Die Frage der demokratischen Resilienz wurde ebenso wie die aktuellen Diskussionen zu Rassismus in der Polizei thematisiert. Auch zu aktuellen Sachverhalten in anderen Bundesländern, wie zum Beispiel einschlägigen Chatgruppen, tauschte sich Minister Pistorius mit den Studierenden aus.
Minister Pistorius sagte nach dem halbtägigen Besuch in Nienburg: „Der heutige Besuch in der Polizeiakademie hat mich wieder einmal davon überzeugt, dass hier extrem wertvolle Arbeit geleistet wird. Der niedersächsische Weg, sich in der Ausbildung über ein Hochschulstudium auch sehr tiefgehend mit den verfassungsgemäßen Aufgaben des Polizeiberufs auseinanderzusetzen, hat sich gerade angesichts der aktuellen Diskussionen um möglichen Rassismus oder mögliches Racial Profiling durch die Polizei als richtig erwiesen. Trotzdem müssen wir zukünftig bei der gesellschaftlichen Begleitung der Polizeiarbeit noch mehr in die Tiefe gehen, das habe ich in der Vergangenheit immer wieder betont. Auch vor diesem Hintergrund begrüße ich den Beschluss der Bundesregierung für eine entsprechende Studie. Unabhängig davon werden wir auch in Niedersachsen noch tiefer in die Alltagsbetrachtung der Polizeiarbeit einsteigen.“
Insgesamt werden aktuell rund 3.500 Nachwuchskräfte im Studium an der Polizeiakademie Niedersachsen auf den Polizeiberuf vorbereitet. Zum 01.10.2020 haben zuletzt insgesamt 623 Studierende ihr Studium an der Polizeiakademie Niedersachsen begonnen. Rund 15 Prozent der Studierenden, die 2020 ihr Studium an der Polizeiakademie begonnen haben, haben einen Migrationshintergrund. Der Anteil der Studierenden mit einem Migrationshintergrund ist in den vergangenen Jahren beinahe durchgängig sukzessive angestiegen. Unter den aktuellen Studierenden finden sich Menschen mit familiären Wurzeln in insgesamt 54 verschiedenen Ländern. Viele haben einen türkischen Migrationshintergrund, zugleich gibt es auch Studierende mit Wurzeln aus Schweden, Brasilien oder dem Kosovo. Auch der Anteil der weiblichen Studierenden steigt immer weiter an. 2020 wurden rund 40 Prozent der erfolgreichen Abschlüsse durch weibliche Studierende erreicht.
Minister Pistorius: „Gerade angesichts der Diskussionen um Rassismus in Reihen der Polizei ist es wichtig zu betonen, dass immer mehr Menschen mit unterschiedlichen Migrationshintergründen in Niedersachsen zu Polizistinnen und Polizisten ausgebildet werden. Gleichzeitig wird unsere Polizei immer weiblicher. Die Polizei von 2020 ist also schon vom Personal her eine ganz andere, als vor 30, 20 oder zehn Jahren. Und natürlich wirken sich diese Faktoren genauso wie der Ausbildungsschwerpunkt der Demokratiefestigkeit auch auf die Kultur innerhalb der Polizei aus. Genau das wollen wir! Selbstbewusste Polizeibeamtinnen und –beamte, die Haltung zeigen und ihren Job aus tiefster Überzeugung ausüben. Gerade der persönliche Austausch mit den Studierenden war für mich heute sehr wertvoll. Die Hintergründe zu erfahren, warum junge Menschen diesen Beruf ergreifen, die Geschichten hinter denen, die zukünftig als Polizistinnen und Polizisten im Einsatz sein werden, mögliche Probleme im Laufe des Studiums – oder einfach nur zuhören. All das ist für mich persönlich, auch nach fast acht Jahren im Amt des Innenministers, enorm wichtig.“
Carsten Rose, Direktor der Polizeiakademie Niedersachsen, sagt: „Mit dem Eintritt in die Polizei Niedersachsen haben sich die angehenden Polizeikommissarinnen und Polizeikommissare dazu entschieden, sich für die Sicherheit der Menschen in unserem Land einzusetzen und ein hohes Maß an Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen. Die Menschen in Deutschland geben uns als Hoheitsträger etwas, was in einem demokratischen Rechtsstaat extrem wertvoll ist: Ihr Vertrauen. Dieses Vertrauen bedeutet für uns Verantwortung. An jeder und jedem Einzelnen von uns liegt es, dieser Verantwortung jeden Tag aufs Neue gerecht zu werden.“
Im Rahmen des Termins gratulierte Minister Pistorius Polizeirätin Kira Sell zu ihrer herausragenden Leistung im Masterstudiengang „Öffentliche Verwaltung – Polizeimanagement“. Kira Sell hat das Masterstudium an der Deutschen Hochschule für Polizei als Jahrgangsbeste abgeschlossen. Neben ihr schlossen zwei weitere niedersächsische Studentinnen das Masterstudium unter den besten zehn Absolventinnen und Absolventen ab.
An dem Termin nahmen außerdem Dietmar Schilff (Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei Niedersachsen), Patrick Seegers (Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft Niedersachsen), Stefan Frantz (stv. Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter) sowie Kevin Komolka (Mitglied des Polizeihauptpersonalrates) teil.