Aktuelle Statistik: Sozialpsychiatrische Hilfen in der Pandemie
HANNOVER (PM). Für psychisch beeinträchtigte Menschen ist die Corona-Pandemie besonders belastend und hat steigende Hilfebedarfe zur Folge. Das zeigt die aktuelle Information zur Corona-Pandemie der Statistikstelle der Region Hannover, die die Arbeit des Sozialpsychiatrischen Dienstes im Pandemiejahr 2020 in den Blick nimmt. Die Statistische Kurzinformation 01/2022 kann unter www.hannover.de eingesehen oder heruntergeladen werden.
Der Sozialpsychiatrische Dienst der Region Hannover ist Anlaufstelle für psychisch Kranke und ihnen nahestehende Personen und bietet ein breites Spektrum an Hilfen – wie Beratungsgespräche, Kriseninterventionen, Bedarfsermittlungsgespräche oder Überweisungen an andere soziale oder medizinische Institutionen. Das gesamte Angebot richtet sich vor allem an psychisch schwerkranke Menschen, die nicht oder nicht ausreichend vom vertragsärztlichen System erreicht werden. Der Sozialpsychiatrische Dienst der Region berät in insgesamt elf Beratungsstellen Erwachsene, eine Beratungsstelle gibt es außerdem extra für Kinder und Jugendliche.
Die Zahlen aus dem ersten Pandemiejahr 2020 zeigen, dass die Hilfebedarfe gestiegen sind: Betreute der Sozialpsychiatrische Dienst der Region im Jahr 2019 noch insgesamt 8.977 Menschen, stieg die Zahl im Jahr 2020 mit 9.315 Menschen deutlich an. Auch die Krisen-Noteinsätze haben im Jahr 2020 stark zugenommen: Allein im Gebiet der Landeshauptstadt Hannover stieg die Zahl von 306 Einsätzen im Jahr 2019 auf 393 Einsätze im Jahr 2020. Davon waren knapp die Hälfte (207) der Noteinsätze wegen Suizidalität, was die Schwere der Krisen im Pandemiejahr 2020 verdeutlicht – im Vorjahr hatte der Sozialpsychiatrische Dienst im Vergleich dazu 176 Einsätze.
Außerdem fasst die Statistische Kurzinformation die Ergebnisse einer Befragung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes zusammen. Demnach suchten im Jahr 2020 im Vergleich zu den Vorjahren vermehrt junge Menschen mit unsicheren Ausbildungssituationen, junge Mütter wegen Überlastung, arbeitslose Menschen, medizinisches Personal sowie alleinstehende Seniorinnen und Senioren Hilfe beim Sozialpsychiatrischen Dienst. Hier waren Existenzsorgen, soziale Isolation, zunehmende Ängste und fehlende Tagesstrukturen besonders häufig genannte Probleme.
Die aktuelle Statistische Kurzinformation gibt überdies einen Überblick über die Effekte der Impfungen in der Region Hannover, die seit Dezember 2020 zunächst an ältere Menschen verabreicht wurden. Hier bestätigen die Zahlen der Region aus 2021 die bundesweite positive Tendenz der Impf-Effekte: Geimpfte mussten im Durchschnitt nicht nur seltener bei einer Corona-Infektion im Krankenhaus behandelt werden. Auch die Behandlung sowie die Behandlungsdauer auf Intensivstationen war im durchschnittlichen Vergleich deutlich kürzer. Dass Impfungen vor der Überlastung der Gesundheitssysteme schützen und maßgeblich dazu beitragen, den Verlauf der Pandemie zu mildern, bestätigt sich auch in der Entwicklung der Zahl der Menschen, die an Corona starben. So gab es etwa im April 2021 noch 75 Coronatote bei rund 7.000 Neuinfektionen. Im Dezember 2021 wurden dahingegen bei über 8.500 Neuinfektionen dem Gesundheitsamt der Region unter 25 Todesfälle gemeldet