Angebote und Hilfe für geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine
HANNOVER (PM). In den Unterkünften, die die Landeshauptstadt Hannover auf dem Messegelände für die Geflüchteten des Krieges in der Ukraine geschaffen hat, wurden bislang 402 Kinder und Jugendliche aufgenommen. „Ihre Bedürfnisse haben wir besonders im Blick“, sagte Oberbürgermeister Belit Onay heute (21. März) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bildungs-, Jugend- und Familiendezernentin Rita Maria Rzyski.
„Natürlich sind Sicherheit, Unterkunft, medizinische Versorgung und Verpflegung vordringlich. Wenn das geklärt ist, müssen wir weiterdenken. Es geht um Beratung, Beschäftigung, die Aufenthaltsqualität, eine Tagesstruktur, Bildung und für die Kinder vor allem auch um Spiel und Spaß. Diese jungen Menschen haben Furchtbares erlebt. Wir wünschen uns, dass sie zur Ruhe kommen und Kind sein können“, so Onay.
Angebote in Kooperation mit Märchenkoffer e.V. und dem Kreisjugendwerk der AWO
Auf dem Messegelände hat der Bereich Kinder- und Jugendarbeit seit dem 14. März ein Angebot für Kinder und Jugendliche geschaffen. Unterstützt werden die städtischen Mitarbeiter*innen dabei von Ehrenamtlichen des Vereins Märchenkoffer e.V., die insbesondere mit ihren Sprachkenntnissen einen schnellen Zugang zu den Kindern und ihren Eltern ermöglichen. Bei den Kindern stehen malen, basteln und spielen hoch im Kurs, bei den Jugendlichen sind vor allem die Bewegungsangebote gefragt. Mitarbeiter*innen aus den städtischen Spielparks sind täglich von 10 bis 13 Uhr vor Ort und bekommen auf ihre Angebote eine große Resonanz.
Gemeinsam mit dem Kreisjugendwerk der AWO organisiert der Fachbereich Schule niedrigschwellige Lern- und Sprachangebote. Analog zur Sommerschule sind sie als Mix aus Lernförderung und Gemeinschaftsaktionen aufgebaut und werden mit zum Teil ukrainisch sprechenden Honorarkräften umgesetzt. Der Start ist für die laufende Woche geplant. Als Ort ist die nahe dem Messegelände gelegene „Blaue Schule“ vorgesehen.
Das dritte Standbein sind erste Sprach- und Integrationskursangebote der Ada-und-Theodor-Lessing-Volkshochschule Hannover. Lehrkräfte mit Ukrainisch als Muttersprache stehen bereit. Sobald vor Ort Kursräume eingerichtet sind, können die Kurse starten.
„Ich danke unseren Partnern für ihr ehrenamtliches Engagement und den städtischen Mitarbeiter*innen für ihren Einsatz und ihre Flexibilität. Ohne dieses Teamwork wären solche Angebote nicht zu stemmen“, betonte Onay. „Wir sehen, dass wir hier vor einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe stehen. Wir wissen nicht, wie viele Menschen in welchen Altersgruppen zu uns kommen werden und müssen auch die Menschen erfassen, die privat untergekommen sind. Unsere Angebote stemmen wir mit einer pandemiebedingt und durch Fachkräftemangel dünnen Personaldecke und einem bereits gut ausgelasteten Schul- und Kitasystem. In dieser herausfordernden Situation sind wir – wie alle Kommunen – dringend auf Unterstützung vom Bund und vom Land angewiesen.“
Besuch von Schule und Kita – enge Abstimmung mit Schulen und Freien Trägern
Mit Stand vom 16. März wurden 55 ukrainische Schüler*innen über das städtische Bildungsbüro gemeinsam mit dem Regionalen Landesamt für Schule und Bildung (RLSB) in hannoversche Schulen vermittelt. Aktuelle Zahlen und die Anzahl der Schüler*innen, die direkt von den Schulen aufgenommen wurden, werden derzeit ermittelt.
Von den insgesamt 25.220 Plätzen in den hannoverschen Kindertagessstätten sind aktuell rund 1.250 nicht besetzt, das entspricht etwa fünf Prozent. Diese „freien“ Plätze sind allerdings wesentlich auf das Pandemiegeschehen zurückzuführen und können nicht mit Vakanzen gleichgesetzt werden.
„Bei allen Fragen rund um den Besuch von Schule und Kita werden wir uns Schritt für Schritt an die Lösungen heranarbeiten und dabei alle Optionen prüfen müssen“, sagte Bildungs-, Jugend- und Familiendezernentin Rzyski. „Dies gilt auch für die Erfüllung des Rechts auf Schulbesuch sowie die Erfüllung der Schulpflicht, hier gibt es noch keinen Masterplan.“
Unbegleitete minderjährige Geflüchtete – Kommunaler Sozialdienst nimmt Kontakt auf
„Bislang haben wir in den Messehallen keine unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten. Allerdings ist eine noch nicht ganz erfasste Zahl von Kindern bei Verwandten, Bekannten oder Ehrenamtlichen untergekommen“, erläuterte Rzyski. Aktuell nimmt der Kommunale Sozialdienst Kontakt zu den Familien auf, die Kinder aus der Ukraine aufgenommen haben. Die Kontakte ergeben sich über die Anmeldungen in Kita oder Schule oder über die Erfassung im Rahmen von Leistungsbezügen. „Hier knüpfen wir an und klären, wie die Lebenssituationen und Sorgerechtslagen sind und bieten bei Bedarf Hilfen an“, so Rzyski weiter.
Es gibt eine hohe Bereitschaft von Gastfamilien, Kinder aufzunehmen. Bevor Kinder vermittelt werden können, nehmen die Fachstellen des Kommunalen Sozialdienstes Kontakt zu den Familien auf und schauen sich die Situation vor Ort an, um das Kindeswohl und den Kinderschutz sicher zu stellen.
Folgende Schritte wurden bereits in die Wege geleitet:
Schule
- Die Einrichtung einer Taskforce mit dem RLSB, den Schulformsprecher*innen und dem Fachbereich Schule der Stadt.
- Die Orientierung aller Schulplatzsuchenden auf das städtische Bildungsbüro.
- Die Verstärkung des Beratungsteams im Bildungsbüro. Zusätzlich wurden die telefonischen Erreichbarkeiten für die schulische Erstberatung ausgeweitet. Unter 168-31061 Montag bis Donnerstag von 8 bis 16.30 Uhr, Freitag von 8 bis 14 Uhr.
- Das Bildungsbüro informiert die Schulen über ein standardisiertes Anmeldeverfahren in Abstimmung mit dem RLSB.
- Eine Abfrage der bereits aufgenommenen Schüler*innen in Abstimmung mit dem RLSB.
- Die zentrale Vermittlung von vorhandenen Schulplätzen in Abstimmung mit dem RLSB.
- Die Klärung von nutzbaren Raumkapazitäten, die innerhalb und außerhalb von Schulen verfügbar sind.
- Eine Abstimmung mit dem RLSB und den Schulen zur Schaffung zusätzlicher Kapazitäten.
- Die Erkundung des Marktes für DaZ-Kräfte (Deutch als Zweitsprache) beziehungsweise Nachhilfekräfte um gegebenenfalls den Einsatz in Schulen zu prüfen.
Kindertagesstätten
- Die Einrichtung einer Taskforce mit den Freien Trägern der Kitas.
- Die Sammlung und Entwicklung von Angeboten mit dem Fokus auf Eltern-Kind-Gruppen.
- Die Planung von Angeboten außerhalb der Vorgaben des Niedersächsischen Kindertagesstättengesetzes.
- Die Ermittlung des Bedarfes an Betreuungsplätzen.