Mit Kreativität den Lockdown ein wenig bunter gestalten
HANNOVER (red). Seit dieser Woche wurde die Maskenpflicht im bestehenden Lockdown noch einmal verschärft. So müssen in bestimmten Bereichen, wie z.B. Geschäften oder im ÖPNV, medizinische oder FFP2-Masken getragen werden. Einer der Hintergründe für diese Verschärfung ist die berechtigte Sorge um die schnellere Verbreitung von Corona-Mutationen.
Doch haben diese Verschärfungen auch noch andere Auswirkungen. Während des ersten Lockdowns kam es zu erheblichen Lieferproblemen für Masken. Die Preise auf dem Onlinemarkt schossen in die Höhe und wer andere schützen wollte, genau dazu sind diese Masken gedacht, musste tief in die Tasche greifen. Zum Glück einigte man sich auf eine Alternative. So entstand der Begriff Alltagsmaske und war vor aller Munde.
Eine der Ersten, die schnell auf den Engpass in Hannover reagierte, war die Modedesignerin Melanie Wedemeier von SASSE-DESIGN. Innerhalb kürzester Zeit nähte sie einige Versuchsmodelle um dann mit ihren Mitarbeiterinnen kurzerhand von Hochzeitskleidern und eleganten Alltagskleidern auf Alltagsmasken umzusteigen.
Melanie Wedemeier weiß uns über diese Zeit zu berichten: „Das Pandemie- Jahr 2020 war für uns alle ein einschneidendes Erlebnis. Im ersten Lockdown wurden händeringend Masken gesucht und auch mein Atelier beteiligte sich eifrig. Wir haben für Altenheime, Krankenhäuser, Physio und Arztpraxen nonstop genäht und kamen dadurch gut durch diese schwierige Zeit. Auch die konstante Nachfrage von Privatleuten half uns gut durchs Jahr. Wir hatten sogar noch Weihnachtsmasken genäht, die auch sehr gut beim Kunden ankam. Durch den erneuten Lockdown eine Woche vor Weihnachten blieben dennoch etliche Masken mit weihnachtlichen Motiven übrig. Diese gaben wir einer Obdachlosenhilfe. Durch die neue Verordnung konnten wir noch nicht mal mehr unsere Masken spenden und wir hatten noch mind. 300 Alltagsmasken im Atelier liegen.“
Wie viele andere fleissige Helferinnen und Helfer die eigene Maskenkreationen nähten, darunter auch einige hannoversche Modedesignerinnen, die besonders Wert auf Nachhaltigkeit legten, war nun Anfang dieser Woche Schluß mit der Nachfrage. Was nun?
„Erst waren wir natürlich verärgert über den entstandenen Verlust, aber was soll man machen? Meine Mitarbeiterinnen und ich kamen schnell auf die Idee einen Rock zu fertigen, mit viel Weite. Dann wurden erstmal alle Masken nach Form und Farbe sortiert, um sie dann anordnen zu können. Neue Ideen entstanden und wir entwickeln noch andere Kleidungsstücke. Faszinierend sind die neuen Formen und Silhouetten, die so entstehen. Wir haben durch Kreativität den Lockdown ein wenig bunter gestalten können“, so die hannoversche Modedesignerin.
Dadurch entstand fast über Nacht eine Modelinie, die schlicht „Corona Couture“ benannt wurde. Eigentlich aus der Not heraus und trotzdem mit viel Kreativität. Wieder einmal hat die hannoversche Modeszene gezeigt, dass sie sich nicht nur flexibel an plötzlich ändernde Trends orientieren kann, sondern das Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert bei ihren Entwürfen einnimmt.
Selbstverständlich können die Alltagsmasken auch nach wie vor in Bereichen ohne besondere Auflagen getragen werden. Und wer möchte, kann damit auch die medizinischen Masken, zumindest die OP-Form, durch eine zweite Lage verschönern. Gleichzeitig unterstützt man auch die vielen Selbstständigen, die von Anfang an mit ihrem Einsatz einen Teil der Bevölkerung mit Alltagsmasken versorgt hat.