Neue EU-Verordnung könnte Verpackungsflut eindämmen
BERLIN (PM). Die EU-Kommission hat ihren Entwurf für die Überarbeitung der EU-Verpackungsrichtlinie vorgelegt, der weitreichende Änderungen mit sich bringen würde. Erstmals werden Zielquoten für den Anteil von Mehrwegverpackungen und den Einsatz von Recyclingmaterial in Verpackungen sowie für die absolute Reduktion des Verpackungsabfalls pro Kopf vorgeschlagen. Das hatten der NABU und andere Umweltverbände seit Langem gefordert.
„Die EU-Kommission hat erkannt, dass es klare Zielquoten braucht, um die Umweltbelastungen durch Verpackungen in der EU zu reduzieren. Die Mitgliedstaaten waren hier bisher zu zaghaft, um die Verpackungsflut zu stoppen“, stellt Leif Miller, NABU-Bundesgeschäftsführer fest. „Nun geht es darum, dass die vorgeschlagenen Zielquoten für Abfallvermeidung, Mehrweg und Rezyklateinsatz nicht weiter verwässert werden: Die Industrie hat in den letzten Wochen leider erfolgreich gegen wesentlich ambitioniertere Mehrwegquoten lobbyiert. Die nun vorgeschlagenen Zielquoten für Getränkeverpackungen von zehn Prozent bis 2030 und 25 Prozent bis 2040 sind alles andere als anspruchsvoll, auch die Quoten für To-Go-Verpackungen von zehn und 40 Prozent sind zu niedrig – sie müssen dringend im weiteren Gesetzgebungsverfahren angehoben werden“, fordert Miller.
Die Mitgliedstaaten sollen gemäß dem Wunsch der EU-Kommission verpflichtet werden, ihren Verpackungsabfall pro Kopf bis 2030 um fünf Prozent (im Vergleich zu 2018) sowie bis 2040 um 15 Prozent zu senken. Der NABU begrüßt den Vorschlag von absoluten Reduktionszielen, die ein Meilenstein in der Kreislaufwirtschaftspolitik wären. Allerdings müssten sie aus Sicht des NABU deutlich höher sein: mindestens um zehn Prozent bis 2030, 15 Prozent bis 2035 und 20 Prozent bis 2040.
„Die neue Verordnung kann ein großer Wurf werden, wenn die Zielquoten ambitioniert sind und auch die Definitionen von Mehrweg, Rezyklat und Recyclingfähigkeit keine Schlupflöcher zulassen. Aber es fehlen Mehrwegquoten für den Lebensmittelbereich, sowohl für Produkt- als auch Transportverpackungen. Die EU-Kommission sollte die Chance nutzen, nicht nur an existierenden Mehrwegsystemen anzudocken, sondern auch innovative Systeme für die ganze EU auf den Weg zu bringen: So brauchen wir zum Beispiel dringend eine Mehrweg-Alternative zu den extrem energieintensiven Einweggläsern, um die Umwelt- und Klimabelastungen durch Verpackungen zu reduzieren“, betont NABU-Verpackungsexpertin Katharina Istel.
Um dem Recycling von Kunststoffen den lange benötigten Schub zu geben, greift die EU-Kommission auf das Instrument der Rezyklateinsatzquoten zurück. Dieses schreibt einen Mindestanteil an Recyclingmaterial in Kunststoffverpackungen vor, schafft dadurch Investitionssicherheit für Hersteller und Recycler und beschleunigt den europaweiten Ausbau der Sortier- und Recyclinginfrastruktur. „Für Lebensmittelverpackungen gibt die EU-Kommission zunächst niedrigere Einsatzquoten vor, was jedoch auch sinnvoll ist, da für diese Verpackungen derzeit kaum Rezyklate aus dem mechanischen Recycling eingesetzt werden dürfen. Zu hohe Quoten würden stattdessen dem chemischen Recycling den Weg bereiten, dessen ökologische Sinnhaftigkeit nach wie vor nicht belegt ist“, so Katharina Istel.