Niedersachsen 2024: So wenige Verkehrstote wie nie zuvor

Polizei meldet Rückgang bei tödlichen Verkehrsunfällen – Schwerpunkte bleiben bestehen.

HANNOVER (redu). Im Jahr 2024 ist die Zahl der Verkehrstoten in Niedersachsen deutlich gesunken. Mit 347 Todesopfern erreichte das Land einen neuen Tiefstwert seit Beginn der statistischen Erfassung. Auch die Zahl der Schwerverletzten ging zurück. Die Polizei will Kontrollmaßnahmen ausweiten.

Verkehrsunfallstatistik 2024: Rückgang bei Unfällen und Todesopfern
Die Polizei Niedersachsen hat im Jahr 2024 insgesamt 209.001 Verkehrsunfälle registriert. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang von 1,8 Prozent beziehungsweise 3.929 Unfällen. Damit setzt sich der Trend einer leichten Abnahme fort.

Die Zahl der Verkehrstoten sank um 18 Prozent auf 347. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der statistischen Erhebungen vor mehr als 70 Jahren. Auch bei den Schwerverletzten wurde ein Rückgang verzeichnet: 4.961 Menschen wurden schwer verletzt, im Vorjahr waren es 5.150. Die Zahl der Leichtverletzten verringerte sich geringfügig auf 36.083 Personen.

Ministerin Behrens: Jeder Todesfall ist einer zu viel
Innenministerin Daniela Behrens wertete den Rückgang als positiv, betonte jedoch, dass jeder Todesfall im Straßenverkehr einer zu viel sei. Besonders auffällig sei der Anstieg der Todesfälle in der Altersgruppe der jungen Erwachsenen sowie bei sogenannten Baumunfällen.

Im Jahr 2024 starben 58 junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 24 Jahren – fünf mehr als im Vorjahr. Davon waren 37 mit dem Pkw und 15 mit motorisierten Zweirädern unterwegs. 28 Personen aus dieser Altersgruppe starben bei einem Aufprall gegen einen Baum.

Seniorinnen und Senioren überdurchschnittlich betroffen
126 Verkehrstote entfielen auf Menschen ab 65 Jahren, das waren 16 weniger als 2023. Ihr Anteil an den Verkehrstoten lag bei rund 36 Prozent, obwohl sie nur etwa 23 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. Etwa die Hälfte der verunglückten älteren Menschen war zu Fuß, mit dem Fahrrad oder einem Pedelec unterwegs.

Weniger Todesopfer bei Radfahrenden
Die Zahl der getöteten Radfahrenden sank im Vergleich zum Vorjahr deutlich: 49 Menschen kamen ums Leben, 31 Prozent weniger als 2023. 38 von ihnen waren über 65 Jahre alt, 30 nutzten zum Unfallzeitpunkt ein Pedelec. Die Entwicklung zeigt, dass ältere Radfahrende weiterhin eine besonders gefährdete Gruppe darstellen.

Motorradunfälle bleiben auf Vorjahresniveau
Die Zahl der tödlich verunglückten Motorradfahrenden blieb 2024 mit 59 stabil. 48 davon waren mit einem Motorrad über 125 ccm unterwegs – das sind drei mehr als im Vorjahr. Die Landesregierung kündigt verstärkte Aufklärungsmaßnahmen zu Beginn der Motorradsaison an.

Gefahren auf Landstraßen: Baumunfälle weiterhin ein Schwerpunkt
Zwei Drittel aller tödlichen Verkehrsunfälle ereigneten sich 2024 auf Landstraßen. Die Zahl der sogenannten Baumunfälle ging leicht zurück auf 3.109. Dennoch stieg die Zahl der Todesopfer in diesem Bereich von 111 auf 117. 601 Menschen wurden dabei schwer verletzt, 1.591 leicht. Beide Zahlen sanken im Vergleich zu 2023.

Weniger Verkehrstote auf Autobahnen
Auf niedersächsischen Autobahnen starben 2024 insgesamt 20 Personen – das waren 17 weniger als im Vorjahr. Der Rückgang ist damit besonders deutlich ausgefallen.

Alkohol und Drogen: Zahl der Todesopfer leicht gesunken
Die Zahl der unter Alkohol- oder Drogeneinfluss tödlich Verunglückten sank von 25 auf 23. Die Gesamtzahl der damit in Verbindung stehenden Unfälle lag 2024 bei 4.282 – ein Rückgang um 4,2 Prozent.

Konkrete Auswirkungen der im April 2024 eingeführten Cannabislegalisierung lassen sich laut Polizei Niedersachsen noch nicht beurteilen. Gründe sind unter anderem die erst im Spätsommer erfolgte Anpassung der THC-Grenzwerte sowie die fehlende Verfügbarkeit geeigneter Testmittel.

Kontrollschwerpunkte bleiben Geschwindigkeit und Fahrtüchtigkeit
Zu hohe Geschwindigkeit bleibt die häufigste Ursache tödlicher Unfälle. Weitere Hauptursachen waren Vorfahrtsverstöße, Abbiegefehler, riskantes Überholen und zu geringer Abstand.

Die Polizei plant 2025 landesweite Kontrolltage. Neben Autofahrenden sollen auch Fahrende von Motorrädern, E-Scootern und Fahrrädern einbezogen werden. Ziel ist die Erhöhung der Verkehrssicherheit durch Prävention und konsequente Ahndung von Regelverstößen.

Die Unfalluhr 2024 in Niedersachsen
Alle 2,5 Minuten: ein polizeilich erfasster Unfall
Alle 13 Minuten: eine verunglückte Person
Alle 50 Minuten: ein verletzter Radfahrender
Alle 82 Minuten: ein verunglückter junger Erwachsener
Alle 86 Minuten: ein verunglückter Senior oder eine Seniorin
Alle 2 Stunden: ein Unfall durch fahruntüchtige Fahrende
Alle 2,5 Stunden: ein tödlich verunglückter Motorradfahrender
Alle 2 bis 3 Stunden: ein Unfall mit Baumkontakt
Alle 2 bis 3 Stunden: ein verunglückter Pedelec-Fahrender
Alle 3,5 Stunden: ein verunglückter Fußgänger
Jeden Tag: mindestens ein Verkehrstoter

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