Pflege zu Hause – Schwerpunkt Demenz in der Corona-Krise

HANNOVER (PM).  Für Angehörige von Menschen mit Demenz kann die Corona-Krise verschärfte Herausforderung darstellen: Demenzerkrankte sind überwiegend hochaltrig, leiden an weiteren Erkrankungen und sind daher besonders durch das Coronavirus gefährdet. Zudem fällt es ihnen schwer, die Situation zu verstehen und einzuschätzen. Die Johanniter geben Antworten auf zentrale Fragen rund um das Spannungsfeld Corona und Demenz. 

Soll ich einem Menschen mit Demenz die Situation der Corona-Pandemie erklären?

Je nach Stadium der Erkrankung können auch Demenzerkrankte deutlich wahrnehmen, dass wir uns in einer besonderen Situation befinden. Der Wegfall von sozialen Kontakten oder Maßnahmen wie die Maskenpflicht, aber auch Nachrichten aus dem Radio können stark verunsichern. Versuchen Sie daher, die Situation möglichst einfach zu erklären – und vermitteln Sie gleichzeitig Sicherheit: Geben Sie zu verstehen, dass die Person nicht alleine ist und entkräften Sie Ängste und Sorgen.

Wie gestalte ich die Zeit zu Hause möglichst sinnvoll?

Für Menschen mit Demenz sind tägliche Routinen von besonderer Bedeutung. Versuchen Sie, den Tagen eine feste Struktur zu geben. Achten Sie dabei auf die persönlichen Vorlieben der Betroffenen. Wenn Aktivitäten wie der Besuch der Tagespflege oder Sportgruppe nicht möglich sind, stellen Sie ein eigenes Programm auf die Beine, für das feste Zeiten reserviert werden. Spaziergänge im Freien sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, frische Energie zu tanken – am besten vormittags, wenn Straßen und Parks leerer sind als nachmittags. Zu Hause können Sie je nach Fähigkeiten zum Beispiel gemeinsam Kreuzworträtsel lösen, Musik hören oder auch zum Beispiel kulturelle Internetangebote per Tablet nutzen. Um vorhandene Fähigkeiten zu erhalten, lassen Sie Ihren Angehörigen so viel wie möglich selbst machen und mitgestalten – zum Beispiel beim Kochen helfen oder leichtere Handwerks- oder Bastelarbeiten.

Müssen auch Demenzerkrankte eine Maske tragen?

Beim Einkaufen und in den öffentlichen Verkehrsmitteln gilt die sogenannte Maskenpflicht, also das Bedecken von Mund und Nase. Für Menschen mit Demenz kann diese Maßnahme sehr unverständlich sein und verweigert werden. Vermeiden Sie in diesem Fall entsprechende Situationen. Übrigens: ein einfacher Mund-Nasenschutz stellt Schutz für andere, nicht für den Träger dar. Achten Sie auf die Abstandsregel von mindestens 1,5 Metern und die richtige Handhygiene.

Wie reagiere ich, wenn mein Angehöriger die Kontaktbeschränkungen nicht einhält?

Die Bestimmungen zu Kontaktvermeidung gelten grundsätzlich auch für Menschen mit Demenz. Jedoch sind sie oftmals nicht mehr fähig, sie zu begreifen und sich daran zu halten. Versuchen Sie daher nach kreativen Wegen, sie von überflüssigen Ausflügen abzubringen. Einsperren jedoch ist tabu: Derartige freiheitseinschränkende Maßnahmen können stark bedrohlich wirken und abwehrendes Verhalten zur Folge haben.

Wie schütze ich mich selbst vor Überforderung?

Damit Sie einem anderen Menschen helfen können, ist es entscheidend, dass Sie sich auch gut um sich selbst kümmern. Nehmen Sie sich aktiv Auszeiten für sich selbst – zum Beispiel während der Ruhezeiten der demenzkranken Person. Halten Sie Kontakt zu Freunden und Familie, per Telefon oder Videochat. Organisieren Sie sich frühzeitig Hilfe, wenn Sie merken, dass Sie an den Rand Ihrer Kräfte geraten.

Vertiefte Informationen zum Umgang mit Demenz finden Sie im kostenlosen Online-Kurs

„Alzheimer & Demenz“ auf der Online-Plattform Johanniter Pflegecoach. Der Kurs erläutert ausführlich die Hintergründe der Erkrankung und gibt zahlreiche Praxistipps, zum Beispiel zu Kommunikation oder zum Umgang mit aggressivem Verhalten.

Der Johanniter-Pflegecoach: Online pflegen lernen

Die Johanniter bieten ab sofort einen weiteren Baustein zur Unterstützung von pflegenden Angehörigen: Online-Pflegekurse durch den Johanniter Pflegecoach. Das kostenlose Online-Kursprogramm steht allen Interessierten unter johanniter-pflegecoach.de nach einer einmaligen Registrierung offen. Es umfasst die vier Bereiche „Grundlagen der häuslichen Pflege“, „Alzheimer und Demenz“, „Wohnen und Pflege im Alter“ sowie „Rechtliche Vorsorge für den Ernstfall“.

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