Region Hannover plant neue Struktur im Rettungsdienst
Neuer Bedarfsplan stärkt Effizienz und Qualität im Rettungsdienst ab 2026.
HANNOVER (redu) – Die Region Hannover hat ihren Bedarfsplan für den Rettungsdienst fortgeschrieben. Ziel ist eine zukunftsfähige, effiziente und wirtschaftlich tragfähige Notfallversorgung. Der Fachausschuss stimmte dem Konzept einstimmig zu, die Regionsversammlung soll im November entscheiden.
Region Hannover. Wer im Notfall den Rettungsdienst ruft, erwartet schnelle und zuverlässige Hilfe – unabhängig vom Wohnort. Damit dieser Anspruch auch künftig erfüllt werden kann, hat die Region Hannover als Trägerin des Rettungsdienstes ihren Bedarfsplan aus dem Jahr 2022 überarbeitet. Der Ausschuss für Feuerschutz, Rettungswesen und allgemeine Ordnungsangelegenheiten gab am 9. Oktober einstimmig seine Zustimmung. Die endgültige Entscheidung trifft die Regionsversammlung am 11. November. Der neue Plan soll zum 1. Januar 2026 gelten.
„Unsere Priorität ist und bleibt eine schnelle und hochwertige Hilfe für alle Menschen in medizinischen Notfällen“, erklärte Christine Karasch, Dezernentin für Öffentliche Sicherheit, Zuwanderung, Gesundheit und Verbraucherschutz. Der neue Bedarfsplan bilde die Grundlage, um die rettungsdienstliche Versorgung effizient, transparent und wirtschaftlich weiterzuentwickeln.
Gezielter Einsatz der Ressourcen
Ein zentrales Element ist die stärkere Nutzung des Notfallkrankentransportwagens (NKTW). Dieses Fahrzeug übernimmt nicht zeitkritische Notfalltransporte und entlastet die Rettungstransportwagen (RTW). Seit 2024 sind die NKTW im Einsatz und decken derzeit rund ein Drittel dieser Transporte ab. Künftig soll dieser Anteil deutlich steigen, damit die RTW konsequent für akute Notfälle bereitstehen.
Die Einsatzstatistik zeigt einen klaren Trend: Seit 2022 haben die zeitkritischen Einsätze um rund zwei Prozent zugenommen, die nicht zeitkritischen um 3,7 Prozent. Insgesamt stieg die Zahl der Einsätze in der Notfallrettung von 84.999 im Jahr 2022 auf 87.133 im Jahr 2024.
Ab 2026 soll die Wochenstunden-Vorhaltung im Rettungsdienst insgesamt um etwa 3,5 Prozent steigen. Besonders deutlich fällt der Ausbau bei den NKTW aus – von derzeit 420 auf künftig 1.002 Wochenstunden. Die RTW-Vorhaltung sinkt leicht, bleibt aber auf hohem Niveau. Die zusätzlichen Kosten werden 2026 vollständig von den gesetzlichen Krankenkassen und Unfallversicherungsträgern übernommen.
Neue Leitstellenstruktur geplant
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der geplanten Einführung einer standardisierten und strukturierten Notrufabfrage (SSNA) in der Regionsleitstelle, die gemeinsam mit der Landeshauptstadt Hannover betrieben wird. Sie soll die Zuordnung von Rettungsmitteln verbessern und eine präzisere Priorisierung von Einsätzen ermöglichen. Dadurch können zeitkritische, nicht zeitkritische und sogenannte Low-Level-Einsätze besser unterschieden werden. Das soll die Effizienz erhöhen und die Qualität der Versorgung sichern.
Zur Einführung der SSNA läuft derzeit ein gemeinsames Forschungsprojekt mit der Universität Maastricht, das zusammen mit der Landeshauptstadt und den Kostenträgern durchgeführt wird. Der Abschluss ist für Ende des Jahres geplant, anschließend soll die Umsetzung beginnen.
Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen
Die Fortschreibung des Bedarfsplans wurde in enger Abstimmung mit den Leistungserbringern – dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) und der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) – erarbeitet. Alle Partner verfolgen das gemeinsame Ziel, die Qualität und Wirtschaftlichkeit des Rettungsdienstes langfristig zu sichern.
Die Vertreter der Hilfsorganisationen betonten die Bedeutung gemeinsamer Strategien und moderner Strukturen. Torsten Bierbrauer (JUH) erklärte: „Mit der Fortschreibung des Bedarfsplans bauen wir die Zusammenarbeit aller Partner weiter aus. Uns ist wichtig, dass die Versorgung auch in Spitzenzeiten gesichert bleibt – dafür brauchen wir innovative Konzepte und eine enge Verzahnung mit anderen Bereichen des Gesundheitswesens.“
Anton Verschaeren (DRK) hob die Rolle der Leitstelle hervor: „Verlässliche Rettung beginnt mit einer präzisen und fundierten Entscheidung in der Rettungsleitstelle. Nur durch klare Strukturen und verantwortungsbewussten Einsatz unserer Ressourcen können wir Leben schützen, das Vertrauen der Menschen stärken und die Zukunft der Notfallversorgung sichern.“
Florian Soot (ASB) betonte den Nutzen der geplanten SSNA: „Die klare Trennung von zeitkritischen und nicht zeitkritischen Notfällen – und damit der differenzierte Einsatz von Rettungsmitteln – ist ein zentraler Schritt, um die Notfallversorgung zukunftsfähig aufzustellen. Sie gewährleistet, dass Hilfe effizient dorthin gelangt, wo sie am dringendsten benötigt wird.“
Fachkräfte und ergänzende Angebote
Ein zentrales Thema bleibt der Fachkräftemangel. Nach Angaben der Region Hannover ist die Ausbildung und Gewinnung von Notfallsanitäterinnen, Notfallsanitätern und Rettungssanitäterinnen eine große Herausforderung. Gleichzeitig betonen die Verantwortlichen, dass steigende Einsatzzahlen nicht dauerhaft allein durch zusätzliche Vorhaltekapazitäten aufgefangen werden können. Auch ambulante und stationäre Versorgungsstrukturen müssten gestärkt werden, um den Rettungsdienst zu entlasten.
Zum Abschluss erinnert die Region an die richtige Wahl der Notrufnummer: Bei akuter Lebensgefahr gilt die 112, bei nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen der ärztliche Bereitschaftsdienst unter 116 117. So bleiben die Kapazitäten für echte Notfälle verfügbar.