Totes Moor: Neue Wälle sollen helfen, Wasser zu speichern
NEUSTADT AM RÜBENBERGE. Moore sind wichtige Wasser- und Kohlenstoffspeicher. Das Problem: Durch zu tiefe Entwässerungsgräben gehen insbesondere in den Wintermonaten wichtige Wasserreserven verloren. An diesem Punkt setzt die Region Hannover jetzt im Toten Moor an: Bis zum Herbst sollen unter anderem 20 Torfstaue in Gräben eingebaut werden, 1.500 Meter Verwallung errichtet und bestehende Wälle auf einer Länge von 160 Metern angehoben werden.
Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und vom Land Niedersachsen. Mehr als 1,1 Millionen Euro stehen zur Verfügung. Die Arbeiten haben jetzt im Bereich Mardorfer Feld begonnen.
„Die trockenheißen Jahre 2018 und 2019, die für ein massives Baumsterben gesorgt haben, haben uns die Herausforderungen deutlich vor Augen geführt. Zumindest in Bezug auf die Moore haben wir Möglichkeiten, dem Klimawandel zu begegnen und die Voraussetzungen für die Speicherung von Wasser zu verbessern“, sagt Christine Karasch, Dezernentin für Umwelt, Planung und Bauen der Region Hannover. „Lebende Hochmoore entziehen der Atmosphäre große Kohlenstoffmengen und speichern sie dauerhaft. Eine Hochmoorfläche kann etwa zehnmal so viel Kohlenstoff speichern wie eine gleich große Waldfläche“, ergänzt Sonja Papenfuß, Leiterin des Fachbereichs Umwelt der Region Hannover.
Nicht nur den Mooren selbst hilft das Wasser: Das Hochmoor gibt das Wasser über die Verdunstung an die Luft ab und kühlt kleinklimatisch die Umgebung ab. Zudem sickert Wasser aus dem Toten Moor in das Steinhuder Meer und stützt so den sommerlichen Niedrigwasserstand. Ein wieder vernässtes Hochmoor gleicht auf diese Weise Niederschlags- und Temperaturextreme aus. Neben den Torfstauen und der Verwallung soll eine sogenannte Sohlgleite, den Wasserstand um etwa 50 Zentimeter anheben. Ergänzend werden in Anstaubereiche sogenannte Torfbulte, etwa 1 Meter hohe Hügel mit etwa fünf Meter Durchmesser, gebaut, die eine Wellenbildung verhindern, da Wellen bei Sturm die jungen Torfmoose zerschlagen würden.
Nach Abschluss der Erdarbeiten, bei denen überwiegend spezielle Moorbagger im Einsatz sind, werden die Torfbauten mit 10.000 Wollgräsern gegen Erosion gesichert. Nach ein bis zwei Jahren haben die Wollgräser ein dichtes Wurzelgeflecht ausgebildet haben. Dann können die Flächen bis zu 50 Zentimeter Wasser zusätzlich speichern – das entspricht bei der insgesamt etwa 100 Hektar großen Fläche einer Wassermenge von 500.000 Kubikmeter.
Nach dem Mardorfer Feld sind Arbeiten südlich der Moorstraße und nördlich der Torffabrik vorgesehen. Neben dem Geld von EU und Land will die Region Hannover eigene Mittel aus der Biodiversitätsstrategie einsetzen, um zum Beispiel Kleinstgewässern für seltene Libellenarten anzulegen und seltene Hochmoorpflanzen auf ehemaligen Torfabbauflächen anzupflanzen.