Frau Könemann und ihr Pflegeteam
HANNOVER (PM). Der Pflegebranche fehlt der Nachwuchs. Frühdienst, körperliche Arbeit, überschaubare Karrierechancen… Es gibt viele Gründe, nicht in der Pflege zu arbeiten. Es gibt aber auch gute Gründe dafür. Einer sitzt bei den Johannitern in Hannover. Sutelstraße 7a, einmal ganz nach hinten durch. Dort ist der Arbeitsplatz von Pflegedienstleiterin Anette Könemann.
Vor zwölf Jahren übernahm die 54-Jährige die Leitung der Sozialstation. Seitdem bildet, begleitet, unterstützt, fordert und fördert sie die Mitarbeitenden in ihrem inzwischen rund 60-köpfigen Team. „Zu allen habe ich ein gutes und bisweilen freundschaftliches Verhältnis. Sie wissen, dass sie sich 100-prozentig auf mich verlassen können. Sie wissen aber auch, dass ich nicht zum belanglosen Nörgeln tauge“, sagt die ausgebildete Krankenschwester. Ihr besonderes Augenmerk gilt seit Jahren der Aus- und Fortbildung von Nachwuchskräften: „Wir brauchen dringend junge Menschen, die umsichtig sind und mitdenken, die ihr Tun reflektieren und verantwortungsbewusst handeln.“
Hat sie solche Menschen erstmal gefunden, begleitet sie sie intensiv. Zum Beispiel die gelernte Krankenschwesterhelferin Galina Bersch (34). Sie arbeitete schon einige Zeit als Pflegehelferin bei den Johannitern, als sie Anette Könemann als neue Chefin bekam. Diese bot ihr die dreijährige Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin und ihre Unterstützung dabei an. „Erst wollte ich nicht. Dann fing ich an und wollte im zweiten Jahr hinschmeißen, aber Anette motivierte mich immer wieder und hielt mich dabei“, sagt Galina Bersch. Der Abschluss der Ausbildung sei „ein Supergefühl“ gewesen.
Im April diesen Jahres übernahm die Mutter von Zwillingen (5) eine Teamleitung. Gemeinsam mit drei Kolleginnen betreut sie Klienten ambulant in Hannover-Kirchrode. Zusätzlich zur Pflegearbeit erstellt Galina Bersch nun Touren- und Dienstpläne, führt Gespräche mit Familien, Interessenten und Neukunden. Sie ist glücklich mit ihrer beruflichen Entwicklung: „Anette ist meine Vorgesetzte, aber auch Vertraute. Ich war ihr nie egal. Ohne sie wäre ich heute noch Helferin und vielleicht ziemlich unzufrieden.“
Wer von Anette Könemann aufgebaut wird, muss nicht nur mitziehen, sondern sich im Kalender auch Termine für eine ganz spezielle Einarbeitung freihalten. „Unsere zukünftigen Teamleitungen gehen bei mir durch eine Intensivschulung. An fünf bis sieben Terminen lernen sie in ruhiger Atmosphäre von mir den Umgang mit Kunden und Patienten, Abrechnung, Tourenplanung und alles, was im Austausch mit Ärzten und Krankenhäusern wichtig ist“, sagt die Pflegedienstleiterin. Warum macht sie das? „Weil ich für mich erkannt habe, dass ich gerne etwas von meinem Wissen und meiner Erfahrung weitergeben möchte.“ Einen schönen Nebeneffekt gibt es für sie noch dazu: „Ich bin sehr stolz, wenn ich sehe, wie sich meine Leute weiterentwickeln.“
Das gilt auch für Johanna Heineke. Die gelernte Arzthelferin übernahm in diesem Jahr eine Teamleitung als Schwangerschaftsvertretung. Bei den Johannitern hatte die 30-Jährige zunächst einige Jahre als Pflegeassistentin gearbeitet. Als das Arbeitsamt zusagte, die dreijährige Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin zu fördern, gab sie dem Werben ihrer Chefin nach. Bereut hat sie es nicht: „Die erneute Schulzeit war wider mein Erwarten wundervoll. Ich habe viel gelernt, was ich vorher nicht auf der Kette hatte.“ Als die Anfrage zur Teamleitung kam, sagte sie nach anfänglichem Zögern zu, bekam eine intensive Einarbeitung und stemmt die Aufgabe seit vier Monaten. Ihre Bilanz: „Manchmal fällt es mir schwer, mich abzugrenzen. Aber Anette passt immer noch auf mich auf, schreitet ein und übernimmt selbst wenn es mal zu viel wird“, sagt Johanna Heineke.
Aktuell halten die Johanniter wieder Ausschau nach motivierten, jungen und qualitativ gut ausgebildeten Mitarbeitenden für die ambulante Pflege. Stefan Klünder, Bereichsleiter Soziale Dienste bei den Johannitern in Hannover, sagt: „Der Pflegebedarf steigt auch in Hannover stetig an. Wir begegnen den wachsenden Kundenanfragen mit der Ausweitung unserer Pflegekapazitäten in vielen Stadtteilen, um vor Ort bei unseren Kunden zu sein und unseren Mitarbeitenden kurze Arbeitswege zu ermöglichen. Der Job in der Pflege ist ein sinnstiftender Arbeitsplatz mit Zukunft. Deshalb bilden wir auch im kommenden Jahr wieder zur Pflegefachkraft aus und freuen uns über Pflegefach- und hilfskräfte, die Teil unseres Teams werden möchten.“
Noch in diesem Jahr wird nach neu gegründeten Pflegestellen in Empelde und Kirchrode ein weiterer Standort in Hannover-List eröffnet. Auch hier sollen Mitarbeiterinnen eingesetzt werden, die das Unternehmen, die Abläufe und vor allem die Kolleginnen und Kollegen im Team gut kennen. Sie machen Plätze frei, die neu besetzt werden müssen. Anette Könemann freut sich auf Bewerbungen und kann eines sicher zusagen: „Wir wollen niemanden in kaltes Wasser werfen und niemanden verheizen. Jeder soll bei uns seinen Weg in einem guten und soliden Tempo finden und gehen können.“