Kritik an Impfstofflieferungen an Arztpraxen
HANNOVER (PM). Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) reagiert mit Unverständnis und Empörung auf die Mitteilung aus dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG), dass die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte am Montag nur 30 Impfstoffdosen (fünf Vials) von BionTech/Pfizer für die Corona-Impfungen in der übernächsten Woche bestellen können.
Diese gravierende Fehlentscheidung des BMG am Freitagnachmittag unter der geschäftsführenden Führung von Jens Spahn – kommuniziert durch den Staatssekretär Dr. Thomas Steffen – muss bis zum 22. November revidiert werden.
Es muss – wie angekündigt – weiterhin eine unbeschränkte Bestellung aller Impfstoffe für die Praxen möglich sein und der Fokus der BionTech/Pfizer-Zuteilung auch ganz klar auf den niedergelassenen Praxen liegen.
In den vergangenen Tagen sind bereits Tausende Impftermine in den Praxen vor allem für Booster-Impfungen mit BionTech/Pfizer vereinbart worden.
In der ersten Impfwelle im Frühjahr und Frühsommer wurde bei den Impfungen in den Praxen überwiegend BionTech/Pfizer verwendet und hierfür wurde auch auf Nachfrage ein ausreichendes Kontingent für die Boosterimpfkampagne von Jens Spahn zugesagt.
Sowohl Praxen als auch Patientinnen und Patienten konnten und mussten bei bundesweit avisierten 40 Millionen Dosen BionTech/Pfizer-Impfstoff auf Lager davon ausgehen, dass sie auch den bereits bekannten und aufgeklärten Impfstoff erhalten.
Dies ist ein weiterer Planungsfehler von Jens Spahn. Nach dem Desaster bei der Maskenbestellung, der Schnelltestbeschaffung, den Testvorgaben und der Impfstoffbeschaffung ist das neue Lieferdesaster ein weiterer Schlag in die Gesichter der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten.
Der von Minister Jens Spahn verkündete Start der Boosterkampagne ab 18 ohne einen Gedanken an seine verheerende Impflogistik zu verlieren, ist nicht nachvollziehbar. Die Zwangsrationierung von Impfstoffen ist mit der Erwartung von schnelleren und mehr Impfungen nicht vereinbar. Dieser Minister ist nicht mehr tragbar.
Eine Impfkampagne baut auf Vertrauen und Verlässlichkeit auf. Das Verhalten und letzten Endes auch Versagen des geschäftsführenden Bundesgesundheitsministers zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte bisherige Pandemie.
Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sind bereit aufgrund der aktuell besorgniserregenden Entwicklung der Pandemie in den Praxen massiv zu boostern und zu impfen.
Tausende Termine wurden vereinbart und Sonderaktionen – auch und gerade an den Wochenenden – auf den Weg gebracht. Dabei werden alle mRNA Impfstoffe zum Einsatz kommen, aber der Schwerpunkt wird auf BionTech/Pfizer liegen.
Die geplante Reglementierung auf 30 Dosen BionTech/Pfizer pro Woche führt zu unzähligen Gesprächen und erhitzten Diskussionen in den Praxen. Die Ärztinnen und Ärzte und ihre Medizinischen Fachangestellte werden das Versagen Jens Spahns ausbaden müssen. Lief das Impfen zu Beginn der Kampagne schleppend, weil es an Impfstoff mangelte, droht jetzt eine Verschleppung durch eine von Jens Spahn verursachte Fehlverteilung.
Diese erneute Sabotage der Impfkampagne für die Praxen und für die Menschen in unserem Land, die uns vertrauen, muss umgehend gestoppt werden. Die Rationierung von Impfstoffen auf dem Höhepunkt der Pandemie durch Jens Spahn schadet der Bevölkerung.
Die KVN-Vertreterversammlung appellierte an alle Bürgerinnen und Bürger, Ruhe zu bewahren und nicht auf ad hoc-Termine in Praxen zu bestehen. Die Praxen beteiligen sich mit Hochdruck an der Impfkampagne. Sie können aber nur die Impfstoffdosen verimpfen, die zur Verfügung stehen.