Serenade Stephan Weil

Feierliche Serenade für Weil vor Amtsübergabe an Lies

Zeremonie im Maschpark würdigt Weils Amtszeit – Olaf Lies soll heute gewählt werden.

HANNOVER (redu). Mit einer Serenade der Bundeswehr im Maschpark wurde Stephan Weil am Montagabend aus dem Amt verabschiedet. Heute soll Olaf Lies im Landtag zu seinem Nachfolger gewählt werden.

Stephan Weil wurde am Montagabend mit einem militärischen Ehrenzeremonielle der Bundeswehr verabschiedet: Der Serenade. Die feierliche Serenade fand bei Einbruch der Dunkelheit im Maschpark hinter dem Neuen Rathaus in Hannover statt – jener Stadt, die Weils politische Laufbahn über Jahrzehnte geprägt hat.

Die Veranstaltung wurde vom Heeresmusikkorps Hannover musikalisch gestaltet. Stephan Weil hatte drei Musikstücke ausgewählt, die persönliche wie politische Bezüge aufwiesen. Den Auftakt machte das „Bürgerlied“, ein historisches Arbeiterlied aus dem 19. Jahrhundert, das die Verbundenheit mit den Werten der Arbeiterbewegung symbolisiert. Es folgte das Lied „Die Moorsoldaten“, das ursprünglich von Häftlingen im Konzentrationslager Börgermoor verfasst wurde. Beide Lieder stehen für Weils politische Haltung und sein Geschichtsbewusstsein.

Den Abschluss bildete „Won’t Forget These Days“ der hannoverschen Band Fury in the Slaughterhouse – ein Titel, den Weil als besonders treffend für diesen Moment bezeichnete. „Zu dieser Hymne habe ich schon hingebungsvoll gefeiert“, erklärte der 66-Jährige in seiner kurzen Ansprache. „Aber heute Abend bringt nichts meine Gefühle besser auf den Punkt als dieser Titel.“ Im Anschluss erklang das Niedersachsenlied und die deutsche Nationalhymne.

Etwa 20 Fackelträger des Wachbataillons aus Berlin rahmten die Zeremonie ein. Die Lichter der Fackeln spiegelten sich im Wasser des Maschteichs und sorgten für eine symbolträchtige Kulisse. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius war ebenso anwesend wie Oberst Dirk Waldau vom Landeskommando Niedersachsen. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger waren vor Ort und verfolgten die Zeremonie im öffentlichen Park, was dem offiziellen Akt eine besondere Nähe verlieh.

Die militärische Ehrenbezeigung ist Persönlichkeiten vorbehalten, die über einen langen Zeitraum in herausgehobener politischer Verantwortung standen – Voraussetzung ist in der Regel eine mindestens zweifache Amtszeit. Stephan Weil hatte das Amt des Ministerpräsidenten seit 2013 inne und war damit über zwölf Jahre Regierungschef des Landes Niedersachsen. Die Serenade, ein Teil des eigentlichen Großen Zapfenstreichs, würdigte diese lange Amtszeit und das politische Wirken des scheidenden Ministerpräsidenten.

Die Zeremonie war zugleich Ausdruck eines planmäßigen politischen Übergangs. Stephan Weil hatte im April 2025 angekündigt, sich aus persönlichen Gründen und wegen seines Alters aus der aktiven Politik zurückzuziehen. Er beendete damit auch seine Funktion als Landesvorsitzender der SPD.

Heute soll Olaf Lies, bisheriger Wirtschaftsminister und langjähriges SPD-Mitglied, im niedersächsischen Landtag zum neuen Ministerpräsidenten gewählt werden.

Olaf Lies, geboren am 8. Mai 1967 in Wilhelmshaven, gilt als politisches Schwergewicht der SPD in Niedersachsen. Der studierte Elektrotechniker begann seine Laufbahn als Entwicklungsingenieur und arbeitete später als wissenschaftlicher Mitarbeiter sowie Dozent an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven.

Erst 2002 trat Lies in die SPD ein, wurde jedoch rasch zum führenden Landespolitiker. 2008 zog er erstmals in den Landtag ein. Von 2010 bis 2012 war er SPD-Landesvorsitzender. Ab 2013 bekleidete er mehrere Ministerämter, zunächst für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, später für Umwelt, Energie und Bauen. Seit 2022 ist er erneut Wirtschaftsminister.

Am 16. Mai 2025 wurde Lies auf einem Sonderparteitag einstimmig als Nachfolger von Stephan Weil nominiert. Mit der geplanten Wahl zum Ministerpräsidenten am 20. Mai 2025 würde er die politische Führung des Landes Niedersachsen übernehmen. Gleichzeitig soll er auch den Landesvorsitz der SPD übernehmen und die Partei als Spitzenkandidat in die Landtagswahl 2027 führen.

Die rot-grüne Koalition verfügt über eine stabile Mehrheit im Landtag. Ein reibungsloser politischer Übergang wird erwartet.

  • Einmarsch der Fackelträger des Wachbatallions der Bundeswehr aus Berlin © Bernd Günther

 

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