„Hört ihr Leut und lasst euch sagen“
HANNOVER (bg). Neun Schläge ertönen vom Turm der Basilika St. Clemens zur Nacht in Hannover. Vor ihr hat sich eine kleine Gruppe von 12 Personen vor dem Portal versammelt, um sich für eineinhalb Stunden mit der mittelalterlichen Geschichte von Hannover zu befassen. BG-PRESS.de begleitete die Gruppe bei der abendlichen Veranstaltung.
Stattreisen-Hannover e.V. veranstaltet inzwischen wieder interessante Touren zur vielfältigen Geschichte Hannovers und ihrer Persönlichkeiten aus mehreren Epochen.
So begrüßt der Nachtwächter Melchior, gespielt von Wolfgang Schiemann, die „Fremden“ vor den damaligen Stadttoren von Hannover anno 1712. „Was sie sich vor den Mauern rumtreiben, die Fremden, in diesen unsicheren Zeiten, wo auch noch die Seuche in der Stadt wütet“, spricht sie der Nachtwächter an. Er wird den Teilnehmern dieses Rundganges in den nächsten Stunden vieles über die Zeit von damals berichten können.
Zuerst nimmt er das Grüppchen mit zum nächstgelegenen Stadttor. Mit etwas Mühe kann er dort den Torwächter bestechen, dass er noch mit den Fremden in die Stadt eingelassen wird. Um diese Uhrzeit konnte man von außen die Stadt früher nicht mehr betreten. Alle Stadttore waren verschlossen und mit Torwachen gesichert. Die Einwohnerzahl zählte damals gerade einmal 5.000 Bürger.
In der Stadt erzählt eine Beginenschwester von der Auflösung ihres katholischen Schwesternhauses und begleitet die Gruppe ein kleines Stück weiter in die Altstadt.
Auf den Treppen des Landtages sitzt die Hofdame Eleonore von dem Knesebeck, die Geschichten von ihrer Herrin Prinzessin Sophie-Dorothea zu berichten weiß. Im Anschluss geht es zum Alten Rathaus und vor der Marktkirche bekommt die Gruppe unverhofft vom Julchen, einer Magd aus dem Ratskeller, altes hannoversches Broyhan-Bier, „Leinewasser“ und Laugengebäck zu Stärkung für den noch weiten Weg.
An der Kreuzkirche taucht aus der Dunkelheit eine Kräuterfrau auf und gibt gute Ratschläge für das Wohlbefinden bei allerlei Wehwehchen.
Der Rundgang endet mit einer musikalischen Einlage eines Hofsängers auf dem Platz vor dem Ballhof, vor dem sich dann noch einmal alle Darsteller versammeln. Die Schauspieler Kerstin Ahten, Andrea Welsch, Paul le Butt und Wolfgang Schiemann haben für abwechslungsreiche Stunden gesorgt. Wer mehr von der Stadtgeschichte, vergangenen Zeiten und den Persönlichkeiten von Hannover erfahren möchte, kann sich über das derzeitige Programm auf www.stattreisen-hannover.de/ informieren.
Immerhin zeigen diese Veranstaltungen, wenn auch mit den gebotenen Einschränkungen nach den Corona-Schutzregeln, dass die kulturelle Szene in Hannover langsam wieder erwacht. Sicherlich kein Ende des Lockdowns für die Veranstaltungsbranche, aber immerhin für einige ein kleines Licht am Ende des Tunnels.