„Let´s go! Let´s play!“
Die vorweihnachtliche Freude im Jugendzentrum Sahlkamp (JZ) ist riesig. Grund: Das pädagogische Team – Niclas Humrich, Melanie Hoefs, Nicole Munoz Hernandez und Anne Eggers – hat den Förderpreis „Projekt des Jahres 2021“ gewonnen: Ausgelobt hatte den Preis die Stadtteilstiftung Sahlkamp-Vahrenheide über einen Wettbewerb, der bis Ende Oktober lief. Mit seinem innovativen medienpädagogischen Konzept – Titel „Let´s go! Let´s play! Let´s-play-Videos im Jugendzentrum“ – hat das JZ-Team den Wettbewerb für sich entschieden. Die Fördersumme in Höhe von 4000 Euro verwendet das Jugendzentrum, um ein Let´s-Play-Studio einzurichten. Ein Computer sowie Kameras und weitere technische Geräte werden benötigt, um ein Studio adäquat einzurichten.
Jugendliche können im JZ unter Anleitung Videospiele auswählen, diese Spiele spielen und sie als Let´s-Play-Videos aufzeichnen. Die Videos laden die Jugendlichen auf einem speziell für das Projekt erstellten Account im Internet auf YouTube hoch. Zusätzlich können sie Wissen über die notwendige Soft- und Hardware erwerben. Obwohl die Jugendlichen jeweils allein oder zu zweit die einzelnen Videos und Inhalte erstellen, ist eines der Projektziele, den gemeinsamen YouTube-Kanal mit Videos und Logos zu gestalten und als Gemeinschaft zu pflegen.
An dem zunächst auf drei Monate angelegten Projekt können zehn Heranwachsende teilnehmen, das Mindestalter liegt bei sechzehn Jahren. Vergleichbare pädagogische Projekte gibt es nach Meinung der Pädagogen bisher nicht. Sozialarbeiter Niclas Humrich betont: „Let´s go! Let´s play! ist ein medienpädagogisches Pilotprojekt. Es bietet nicht nur für junge Menschen im Stadtteil Sahlkamp, sondern auch für die Jugendarbeit allgemein große Chancen.“
Im pädagogischen Alltag der Jugendeinrichtung, besonders während der Corona-Zeit, versuche das JZ-Team, den digitalen Lebenswelten der Jugendlichen näherzukommen. Humrich: „Durch Covid-19 und den mit der Pandemie einhergehenden Problematiken sind Videospiele bei vielen Jugendlichen im Alltag wesentlich präsenter geworden. Wir versuchen deswegen genau dort anzusetzen und die positiven Eigenschaften des Gaming zu nutzen, um Medienkompetenzen und Kreativität zu fördern sowie präventiv wirksam zu sein.“ Dieser umfassende Ansatz überzeugte die Jury der Stadtteilstiftung. „Das JZ will neue Wege beschreiten, dabei unterstützen wir das engagierte Team gern“, betont Ursula Schroers, Vorstandsvorsitzende der Stadtteilstiftung. Stiftungsratsvorsitzende Afra Gamoori pflichtet ihr bei: „Das ist ein Projekt auf der Höhe der Zeit. Vom Gaming begeisterte Jugendliche haben dadurch tolle Möglichkeiten, sich mit sozialpädagogischer Begleitung auf kommunikativer, sozialer und persönlicher Ebene weiterzuentwickeln.“
Ein weiterer Aspekt sorgte bei der Stadtteilstiftung für große Zustimmung. Wilm Janssen, Stellvertretender Stiftungsratsvorsitzender, hebt hervor: „Nach dem Projektende kann das Studio und der YouTube-Kanal nach Bedarf weitergenutzt, verändert und optimiert werden. Somit steht das medienpädagogische Angebot Jugendlichen aus dem Stadtteil weiterhin zur Verfügung.“ Das Projekt fungiere dabei als ein Impulsgeber für weitere medienpädagogische Projekte in der Jugendarbeit. Von der Einzigartigkeit der Projektarbeit zeigt sich MdB Kerstin Tack, Schirmherrin der Stadtteilstiftung, begeistert: „Ich finde es großartig, dass dieses Projekt in der medienpädagogischen Arbeit im Gaming-Bereich Potentiale bietet, wie es sie vorher in Hannover vermutlich noch nicht gegeben hat.“
Während sich das Jugendzentrum Sahlkamp auf das im nächsten Jahr beginnende Projekt vorbereitet, ist das diesjährige Gewinnerprojekt „Abfall? Nein danke! Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein“ bereits zum Teil realisiert worden. Die Johanniter-Mitarbeiter von der Unterkunft für Geflüchtete Vahrenheide hatten es ins Leben gerufen und gleich zu Beginn acht motivierte junge Menschen als Multiplikatoren gefunden. Gemeinsam mit AHA und anderen Kooperationspartnern schulten die Johanniter die Gruppe in Mülltrennung sowie Energie- und Wassersparen. „Die Treffen waren sehr spannend. Wir waren eine bunt gemischte Gruppe und haben viel gelacht und gelernt“, sagt Isabel Itzenga, Sozialarbeiterin in der Unterkunft. Diese Motivation wollten die Multiplikatoren eigentlich in den Stadtteil weitertragen und ihr Umfeld und sich selbst weiterbilden. Itzenga: „Dann aber kam Corona und fast alle Schulungen und Aktionen mussten ausfallen.“ Sie und ihre Johanniter-Kollegen versuchen alles, um das Projekt so gut wie zurzeit möglich mit Leben zu füllen. So gingen sie im September gemeinsam mit Kindern der Unterkunft und der Gemeinwesenarbeit Vahrenheide im Stadtteil Müll sammeln – unter Einhaltung aller Corona-Hygienevorgaben. Viele Kilogramm Müll kamen dabei zusammen.
Das Johanniter-Team wird das Projekt im kommenden Jahr fortsetzen. „Die weitere Umsetzung des Projekts verschieben wir auf das Jahr 2021, weil die aktuelle Situation es uns nur sehr eingeschränkt möglich macht, Multiplikatoren zu schulen und Aktionen durchzuführen“, erklärt Verena Menke, Einrichtungsleitung der Unterkunft. Menke: „Wir bedanken uns herzlich bei der Stadtteilstiftung für die Möglichkeit, das Projekt im kommenden Jahr weiterzuführen und freuen uns sehr darauf.“