Boris Pistorius

Verteidigungsminister fordert Stärkung von Zivilschutz und Ehrenamt

Bundeswehr und Hilfsorganisationen vor neuen Herausforderungen.

HANNOVER (redu). Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius sieht dringenden Handlungsbedarf bei der Zusammenarbeit von Bundeswehr und Hilfsorganisationen. In Hannover sprach er mit Vertretern der Johanniter-Unfall-Hilfe und des Deutschen Roten Kreuzes über gemeinsame Strategien zur Krisenbewältigung und zur Stärkung der zivilen Verteidigung.

Angesichts wachsender Herausforderungen wie Naturkatastrophen durch den Klimawandel und internationaler Konflikte fordert Verteidigungsminister Boris Pistorius eine intensivere Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und zivilen Hilfsorganisationen. In einer Veranstaltung in Hannover betonte er die Bedeutung eines „gemeinsamen Risikomanagements“ und einer „integrierten Gesamtverteidigung“, um Deutschlands Krisenmanagement zukunftssicher zu gestalten.

Vor rund 200 Teilnehmenden, darunter Polizei, Feuerwehr, das Technische Hilfswerk sowie Vertreter aus Politik und Verwaltung, sprach Pistorius die Versäumnisse der vergangenen Jahrzehnte an. „35 Jahre ohne Bedrohungsszenarien haben uns dazu verleitet, in Verteidigung und Zivilschutz zu wenig zu investieren“, erklärte der Minister. Die aktuellen Entwicklungen, wie der Krieg in der Ukraine und hybride Bedrohungen durch Russland, machten eine schnelle und umfassende Reaktion erforderlich.

Die Rolle der Hilfsorganisationen
Thorsten Ernst, Bundesbeauftragter der Johanniter-Unfall-Hilfe für die zivil-militärische Zusammenarbeit, hob die Einsatzfähigkeit der Hilfsorganisationen hervor. „Wir sind Profis in der Ersten Hilfe, Betreuung und Verpflegung und können schnell und effektiv handeln.“ Gleichzeitig wies er auf die Notwendigkeit hin, diese Fähigkeiten weiterzuentwickeln, um den neuen Herausforderungen gerecht zu werden.

Prof. Dr. Stefan Birkner, Vizepräsident des DRK der Region Hannover, forderte eine klare Definition der Zuständigkeiten: „Die Hilfsorganisationen müssen ihre Rollen genau klären. Wer übernimmt welche Aufgaben in welchen Krisensituationen? Diese Fragen müssen wir dringend beantworten.“

Die Basis des deutschen Bevölkerungsschutzes ruht derzeit auf den Schultern von Ehrenamtlichen. Freiwillige Helferinnen und Helfer leisten einen unschätzbaren Beitrag – ob bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), dem Deutschen Roten Kreuz (DRK), der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) oder dem Malteser Hilfsdienst (MHD). Ebenso spielen die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk (THW) eine zentrale Rolle. Doch die wachsenden Herausforderungen der Gegenwart bringen dieses System an seine Grenzen.

Finanzierung und gemeinsame Schulungen
Pistorius stellte klar, dass die Stärkung der Bundeswehr auch die Einbindung und Unterstützung der Hilfsorganisationen umfassen müsse. Dies erfordere nicht nur bessere finanzielle Ausstattung, sondern auch eine engere Vernetzung und regelmäßige gemeinsame Übungen. Vertreter der Johanniter-Unfall-Hilfe und des Deutschen Roten Kreuzes bekräftigten dies: „Eine effektive Zusammenarbeit kann nur durch intensives Kennenlernen, gemeinsame Ausbildungen und kontinuierliche Übung erreicht werden.“

Ehrenamt und Bildung stärken
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Förderung des Ehrenamts, das eine zentrale Rolle im deutschen Krisenmanagement spielt. Pistorius lobte das starke Fundament ehrenamtlichen Engagements, forderte aber gleichzeitig, mehr Menschen für diesen Dienst zu gewinnen. Thorsten Ernst plädierte dafür, das Thema Zivilschutz frühzeitig in die Bildung zu integrieren. „Erste-Hilfe-Kenntnisse und Selbstschutz sollten bereits in Schulen gelehrt werden. Das stärkt nicht nur das individuelle Sicherheitsgefühl, sondern auch die Resilienz der gesamten Gesellschaft.“

Gemeinsames Ziel: Eine starke zivile Verteidigung
Zum Abschluss der Veranstaltung richtete der Bundestagsabgeordnete und Vizepräsident des DRK-Region Hannover e.V. Adis Ahmetovic seinen Dank an die ehrenamtlichen Helfer. „Ihr Einsatz ist ein entscheidender Faktor für unser Land. In Krisen zeigt sich die Stärke einer Gesellschaft – durch Solidarität und Zusammenarbeit.“

Mit Blick auf die zukünftigen Herausforderungen machte Pistorius deutlich, dass nur eine integrierte Strategie aus militärischer und ziviler Verteidigung eine verlässliche Krisenbewältigung ermöglichen könne.

  • Der Vizepräsident des DRK-Region Hannover e.V. Adis Ahmetovic betonte die Wichtigkeit des Ehrenamtes in der Zivilen Verteidigung. © Bernd Günther / BG-PRESS.de
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